Puh, irgendwie ein sperriger Titel, der nicht unbedingt zum Klicken einlädt, aber wir dachten, dass es dennoch für einige von Euch interessant sein könnte zu erfahren mit welchen Grundsätzen wir an unseren Umbau herangegangen sind. Generell ist das ganze Projekt ROSSO innerhalb einer großen Klammer aus Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und Wohngesundheit gedacht und umgesetzt. Das haben wir auch versucht innerhalb unserer Baumaßnahme möglichst konsistent durchzuziehen. Aber wie es immer bei diesen Themen so ist - man muss Kompromisse (finanzielle, technische und planerische) machen und am Ende ist nicht alles perfekt. Also wenn Ihr jetzt den Baubiologen mit allerlei Messgeräten zu uns schickt, wird er sicherlich etwas finden, das nicht optimal ist. Dennoch denken wir, dass wir unserem Anspruch und der Philosophie hier weitgehend gerecht geworden sind und wir hatten tolle Handwerker, die diesen Weg sehr konsequent und mit großer Lust gemeinsam mit uns gegangen sind.
Aber mal der Reihe nach: Punkt 1: Ressourcenschonung. Auch um den Charakter des alten Hofes zu erhalten und nicht allzuviel der ja schon bestehenden Materialien wegzuwerfen, haben wir uns schon während der Planung dazu entschieden möglichst viele Baustoffe aus der umzubauenden Scheune wiederzuverwenden. Zum Beispiel haben wir die alten Tonziegel Stück für Stück abgedeckt, auf Paletten gelagert und nach der Dachsanierung wieder auf’s Dach gelegt. Das war zwar viel teurer und aufwendiger als neue zu kaufen, aber warum wegwerfen, sie waren ja noch gut. Fast sämtliches Holz (Gebälk, Dielen, Schalungsbretter etc.) haben wir von Hand so ausgebaut, dass man es wiederverwenden konnte. Wir haben damit beispielsweise die Sauna und eine Wand im Foyer verkleidet, verschiedene Möbel und ein ein paar Sachen im Garten gebaut und unsere Küchentüren und Ablagen sind auch daraus gemacht. Was wir nicht verwenden konnten, haben wir an lokale Zimmermänner, Schreiner und Altholzhändler gegeben, damit das so wundervoll patinierte Holz noch mal ein zweites Leben erfahren kann. Die wirklich kaputten und nicht verwendbaren Holzreste wurden in unseren Öfen im Haus verfeuert oder das ein oder andere schöne Lagerfeuer damit gemacht. Der Terrakotta-Boden im Flur ist aus alten italienischen Fliesen, die früher mal im Dach eines Palazzos eingebaut waren. Ok, nicht super regional, aber wenn man bedenkt, dass heute viele Baumaterialien sogar aus China kommen, auch nicht so ganz schlecht.
Punkt 2: Nachhaltigkeit. Dass bei so einer Baustelle Müll anfällt, kann sich wahrscheinlich jeder vorstellen. Es ist ziemlich bedrückend zu sehen, wie viel Plastikfolie und Verpackungsmüll auch heutzutage immer noch Verwendung findet und dann entsorgt werden muss. Klar ist es praktisch dass Holzfaser-Dämmplatten, die an sich relativ ökologisch und nachhaltig sind, da aus Holzresten und wenig Bindemittel produziert, in Plastikfolie gepresst werden, um Transportvolumen zu sparen, aber so richtig toll ist es nicht, danach einen ganzen Bus voller Plastikmüll zum Wertstoffhof zu bringen. Auch hier wieder: So ganz richtig kann man es nicht machen. Zum Glück wurden große Teile unserer Dämmung mit Isofloc, einem Cellulose Dämmstoff, der aus alten Zeitungen hergestellt wird, einfach eingeblasen und hat damit keinen Müll verursacht. Insgesamt haben wir bei den verwendeten Materialien versucht darauf zu achten, dass alles aus natürlichen Rohstoffen besteht. So ist der ganze Rohbau und alle Wände im Holzständerbau (aus Allgäuer Fichte) konstruiert, die Wände sind mit zu 100% recyceltem Rea-Gips beplankt und wir haben insgesamt darauf geachtet, dass die verwendeten Baustoffe das Blaue Engel Siegel tragen. Falls das Haus, was wir nicht hoffen, irgendwann in ferner Zukunft (dann wahrscheinlich von einem Roboter-Bautrupp) mal wieder abgebaut werden sollte, bleibt kein Sondermüll übrig, sondern alles kann recycelt oder in die natürlichen Kreisläufe zurückgeführt werden.
Punkt 3: Wohngesundheit. Das gesamte Haus ist innen mit Kalkputz verputzt und mit mineralischen Kalkfarben gestrichen. Kalk ist zwar nicht ganz so bekannt und gehyped wie Lehm, aber von seinen Eigenschaften mindestens genauso gut. Feuchtigkeit wird gut aufgenommen und wieder abgegeben. Die Wände können atmen und es entsteht dadurch ein angenehmes Raumklima. Alle sonstigen Farben, Kleb- und Dämmstoffe wurden aus dem ökologischen Baustoffhandel bezogen und tragen mindestens das Blaue Engel Logo. Alle verwendeten Öle zur Behandlung des Holzes sind lösemittelfrei und auf natürlicher Basis, selbst das an der Außenfassade. Ihr sollt Euch hier bei uns rundum wohlfühlen und keine Giftstoffe einatmen, das ist uns extrem wichtig.
So, das war unser kleiner Einblick in die Welt des Bauens. Wir haben dabei viel gelernt und waren auch wirklich erstaunt zu sehen, wie viel billiges, vermeintlich giftiges und absolut nicht nachhaltiges Material immer noch verbaut wird und hoffen, dass hierfür zukünftig ein immer größeres Bewusstsein entsteht. Aus unserer Sicht sind die Mehrkosten einfach sehr sehr gut investiertes Geld in unsere Gesundheit und in unsere Umwelt und die Auseinandersetzung mit dem Thema lohnt sich, auch wenn es wie oben schon gesagt schwer ist alles perfekt und 100% richtig zu machen.